Archivübersicht
| Impressum
THEMA: Gedichte Kapitel 17
119 Antwort(en).
Admin/Seniorentreff
begann die Diskussion am 01.09.01 (08:19) mit folgendem Beitrag:
Kapitel 16 wird archiviert. Hier kann weiter gedichtet werden.
|
Admin/Seniorentreff
antwortete am 01.09.01 (08:47):
Die Beiträge zu Kapitel 16 finden sie unter htpp://www./seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a159.html
Die Mailliste wurde hierher übertragen.
(Internet-Tipp: /seniorentreff/de/diskussion/archiv4/a159.html)
|
sieghard
antwortete am 01.09.01 (08:49):
September
Der Garten trauert, kühl singt in die Blumen der Regen. Der Sommer schauert still seinem Ende entgegen.
Golden tropft Blatt um Blatt nieder vom hohen Akazienbaum. Sommer lächelt erstaunt und matt. in den sterbenden Gartentraum.
Lange noch bei den Rosen bleibt er stehen, sehnt sich nach Ruh. Langsam tut er die großen müd gewordenen Augen zu.
[Hermann Hesse]
.
|
KarinD
antwortete am 01.09.01 (09:49):
Hoffentlich steht's noch nicht irgendwo, ich liebe es:
Herbsttag
Herr: es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süsse in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke
|
Heidi
antwortete am 01.09.01 (09:54):
Wie die Geigen des Herbstes mein Herz verwunden mit tiefem Seufzen, mit schwerem Sehnen bleich mit stockendem Atem hör' ich die Stunden schlagen gedenke vergangener Tage und weine
und wandern muß ich weiter im treibenden Wind hierhin und dorthin ein welkes Blatt
Verlaine
|
KarinD
antwortete am 01.09.01 (14:16):
Noch mal Verlaine:
Ein Pavillon mit leichten Stäben Schirmt sacht das Glück, das wir uns geben, Von Rosen sind wir hold umhaucht; Die zarten Rosendüfte mischen - weil Sommerwinde uns erfrischen - Sich dem Parfum, das sie gebraucht; Ihr Blick versprach es froh und licht: Ihr Mut ist groß, es überträgt Ihr Mund ein Fieber, süß gehegt, Und alles stillt die Lieb', nur nicht Den Hunger. Doch Erquickung schenken Uns Zuckerfrüchte nebst Getränken.
-------------------- Es weint in meinem Herzen, Wie es regnet auf die Stadt, Welches ist dieses Schmachten, Das mein Herz durchdringt?
O sanftes Geräusch des Regens Auf die Erde und auf die Dächer! Für ein verdrießliches Herz, O der Gesang des Regens!
Es weint ohne Grund In diesem angeekelten Herzen, Was! Keinerlei Verrat? Diese Trauer ist ohne Grund.
Das ist der schlimmste Kummer, Nicht zu wissen, warum, Ohne Liebe und ohne Hass Mein Herz so viel Kummer hat!
(Internet-Tipp: https://www.welt-der-rosen.de/rosged/rosgedic.htm)
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 01.09.01 (15:57):
Fremder Weg
Wege verlaufen, kreuz und quer vom Anfang zum Ende, vom Ende zu Anfang, aber wo ist der Anfang, wo das Ende?
Wer findet im Gewirr seinen Weg? Geht nicht ein Mensch dort einsam in seinen Mantel gehüllt Es regnet. Sein Gang ist schwer. Und der Wind zerrt in seinem Haar.
Er steigt bergan - bleibt stehen und schaut zurück. Er ist müde und voller Zweifel, aber niemand begegnet ihm.
Weiss er seinen Weg unter den zahllosen anderen? Wenn er den falschen geht, wer holt ihn heim?
Wege verlaufen kreuz und quer, Ihr Netz bedeckt die Erde. Bevor du schreitest - wähle! Zurück finden wenige nur....
Gebhard Schuhböck
|
Gabriela
antwortete am 01.09.01 (16:50):
Ich bin`s noch mal, ich bin endlich fertig mit der Interpretation, eigentlich ist`s ja ein Vergleich, ich will nur noch mal wissen, WAS IHR DAVON HALTET:
In ihrem, der Epoche des Realismus zugeordentem Gedicht „Im Sommer“, das aus vier Strophen mit jeweils fünf Versen besteht, beschreibt Sarah Kirsch die Erinnerungen, die sie an ihre ostdeutsche Heimat, welche sie 1977 verlassen mußte, hat. Jedoch wird dem Leser nicht gleich zu Beginn mitgeteilt, daß es sich bei der geschilderten, von bäuerlicher Einfachheit geprägten, friedlichen Koexistenz von Natur und Mensch, nicht um den gegenwärtig vorherrschenden Zustand, sondern um ein andachtsvolles Gedenken des Vergangenen, handelt. Die Beziehung des Menschen zu seiner landschaftlich Umgebung, einer unberührten Tier -und Pflanzenwelt ,hat auch Theodor Storm in seinem vierstrophigen und ebenfalls realistischen Gedicht „Abseits“ motivisch verarbeitet, wobei er allerdings seine gegenwärtigen Empfindungen schildert, über die er sich zudem wesentlich detailbezogener äußert.
Bereits durch die von ihr verwendete äußere Form macht Sarah Kirsch dem Leser die vorherrschenden schmucklosen Lebensumstände deutlich, da sie, im Gegensatz zu Storm, völlig auf ein Reimschema verzichtet. Auch die ersten Zeilen, welche die, vom nüchternen Titel geweckte Erwartungen, eines harmonischen, von der Hast der modernen Zeit verschont gebliebenen Landschsftsbildes, zu erfüllen scheinen; lediglich die „riesigen Felder und Maschinen“ könnten ein Hinweis auf die großen Agrar-Betriebe ihrer Heimat, der DDR, sein. So ist es für die Autorin vorrangig wichtig, einen Eindruck von der imposanten Weite der Felder und dem einträchtigen Zusammenleben der Menschen zu vermitteln, wohingegen Storm vor allem daran gelegen ist, die Stille und entspannende Ruhe seiner heimatlichen Umgebung in den Vordergrund zu stellen. Mit der Personifikation „liegen die Dörfer schläfrig“ gerät Kirsch ins Schwelgen, aus einer einfachen, bildhaften Erinnerung entwickelt sich ein tief emotionales Zurükblicken, das jedoch nicht von Dauer ist, denn der Neologismus „Buchsbaumgärten“ könnte, dadurch, daß er hier im Plural verwendet wird, eine leise Kritik an der vorherrschenden Einheitlichkeit sein, die trotz der Abgeschiedenheit in das Leben jedes einzelnen vorgedrungen ist. Gänzlich anders setzt Storm seine peronifizierente Wortneuschöpfung „Mittagssonnenstrahle“ ein, denn diese hat, wie auch der ebenfalls träumerische Ausdruck „rosaroter Schimmer“, der noch zusätzlich durch ein Enjambement betont wird, die Aufgabe, die Schönheit der Natur und deren harmonische Atmosphäre zu unterstreichen. Mittels eines Enjambements wird in dem Gedicht „Im Sommer“ die fünfte Zeile in besonderem Maße betont, in diese bäuerliche Scheinidylle passen „Katzen“ aufgrund ihrer Gutgläubigkeit und der , ihnen oft zugesprochenen Naivität besonders gut, was auch durch die Aussage „selten trifft sie ein Steinwurf“ nochmals zusätzlich unterstreicht, denn in dieser heilen Welt, in der die Menschen leben, nimmt niemend heranschleichendes Unheil war, von den wirklichen Problemen, die die Gesellschaft beschäftigen, bemerkt keiner etwas. Doch auch die Autorin selbst beginnt bei dem Gedanken an diese malerische Landschaft zu schwärmen, so daß sie das fallende Laub der Bäume mit leuchtenden Sternen assoziert, gleichzeitig deutet sie durch diesen Parallelismus aber auch eine gewisse Ignoranz der Bevölkerung an, die sich, geblendet vom scheinbaren Einklang, in dem sie leben, darüber hinwegtäuschen lassen, daß ihr friedliches Dasein ernsthaft bedroht ist. Die Konsequenz dessen wird in der Mitte der dritten Strophe offenbar, das vorangestellte „noch“ enthüllt nun dem Leser, daß die vorangegangenen Schilderungen bereits der Vergangenheit angehören, die Gegenwart bietet keine Chance zum Umdenken mehr, da in ihr die nätürliche Schönheit und Harmonie nicht mehr existieren, was im Geicht noch zusätzlich durch einen Zeilensprung hervorgehoben wurde. Da auch Kirsch selbst den Gedanken daran, daß die Realität nun eine andere ist, nicht ertragen kann, flüchtet sie sich wieder in ihre Erinnerungen, in denen die Natur immer noch ihre ursprüngliche Macht besitzt, so daß sie Wolken hervorbringen kann, die so imposant erscheinen, daß sie Kirsch an gewaltige Berge erinnern. Storm hingegen hat keine nostalgische Träumerei nötig, da das, was er bechreibt, die volle Schönheit der ihn umgebenden Tier -und Pflanzenwelt noch immer der Realität entspricht, um dies hervorzuheben verwendet er auch Enjambements, die damit einen gänzlich anderen Zweck als die im Gedicht „Im Sommer“ vorkommenden Zeilensprünge dienen. Ein weiterer Gegensatz besteht ebenalls darin, daß er die jetzige Zeit zwar auch mit dem Vergangenen, wie „alten Gräbermalen“ und „einem halb verfallen niedrig Haus“ in Verbindung bringt, sie für ihne jedoch keinen Kontrast, sondern eine Einheit bilden. Seine heile Welt, in der Mensch zwar von der Natur profitiert, sie aber gleichzeitig auch mit all ihren kleinen Eigenheiten wie „Laufkäfern“ und „Bienen“ schätzt und achtet und von ihnen fasziniert ist, sieht Storm auch keiner Bedrohung ausgesetzt, die Idylle, die durch die Verdoppelung „Zweig um Zweig“ einen fast liedhaften Charakter erhält, ist nicht nur vorgetäuscht, sondern real. Bei Kirsch hingegen kann die Sorglosigkeit nur dadurch aufrecht erhalten werden, daß mn sich gegen negative Einflüsse abzuschotten versucht: „Wenn man hier keine Zeitung hält, ist dei Welt in Ordnung“, um also das Gefühl des idyllischen Lebens zu bewahren, werden Warnungen, die auf gesellschaftliche Misstände aufmerksam machen, nicht wahrgenommen oder ignoriert, denn obwohl die Felder „feuerrot leuchten“ und damit eine heranziehende Gefahr verkünden, wobei speziell die Farbe rot als Anspielung auf den in ihrer Heimat vorherrschenden Sozialismus verstanden werden kann, scheint sich niemand dafür zu interressieren. Die Autorin stellt dies zusätzlich durch ein Enjambement in den Vordergrund, denn anders als in Storms Gedicht, in dem die träumerische Abgeschiedenheit, wie schon der Titel sagt, abseits vom Lärm der Moderne, die Menschen verbindet, bringt Kirsch die in der Gesellschaftt vorherrschende Egozentrik und Ichbezogenheit, die sie dafür verantwortlich macht, daß das idyllische Bild das sie immernoch von ihrer früherern Heimat hat, nun der Vergangenheit angehört, durch ihre Formulierung „spiegelt sich schön das eigene Gesicht“ zum Ausdruck.
So beschreiben zwar beide Gedichte das einfache, bäuerliche Leben der Menschen in einer abgeschieden gelegenen und von der Hekrik der „aufgeregten Zeit“ verschont gebliebenen Dorflandschaft, unterscheiden sich jedoch grundlegend in ihrer Sicht auf den zeitlichen Wandel, denn während Sarah Kirsch fast ausschließlich Erinnerungen an das Vergangene schildert, da die Gegenwart, die sie erlebt, keinerlei Harmonie und Idylle mehr beinhaltet, bilden für Storm beide Zeiten eine Einheit, für ihn blieb die natürliche Schönheit der geschilderten Tier -und Pflanzenwelt bis zum heutigen Tag erhalten und hat nichts von ihrer Attraktivität verlohren.
|
Heidi
antwortete am 02.09.01 (00:22):
Erstaunlich, was Dir alles zu Kirschs Gedicht eingefallen ist, Gabriela ;-). Ich habe es mit Interesse gelesen. Da ich zu den Menschen gehöre, die Gedichte eher gefühlsmässig aufnehmen, kann ich keinen Kommentar zu Deiner Interpretation abgeben.
Die letzten zwei Stunden habe ich mich mit der Liebe beschäftigt (in Gedichten natürlich ;-) damit keine Missverständnisse aufkommen) daher zur Nacht mal wieder ein Liebesgedicht:
VIVA! (für mlB)
Mein Wünschen sprudelt in der Sehnsucht meines Blutes Wie wilder Wein, der zwischen Feuerblättern glüht. Ich wollte, Du und ich, wir wären eine Kraft, Wir wären eines Blutes Und ein Erfüllen, eine Leidenschaft, Ein heisses Weltenliebeslied!
Ich wollte, Du und ich, wir würden uns verzweigen, Wenn sonnentoll der Sommertag nach Regen schreit Und Wetterwolken bersten in der Luft! Und alles Leben wäre unser Eigen; Den Tod selbst rissen wir aus seiner Gruft Und jubelten durch seine Schweigsamkeit!
Ich wollte, dass aus unserer Kluft sich Massen Wie Felsen aufeinandertürmen und vermünden In einen Gipfel, unerreichbar weit! Dass wir das Herz des Himmels ganz erfassen Und uns in jedem Hauche finden Und überstrahlen alle Ewigkeit!
Ein Feiertag, an dem wir ineinanderrauschen, Wir beide ineinanderstürzen werden, Wie Quellen, die aus steiler Felshöh' sich ergiessen In Wellen, die dem eignen Singen lauschen Und plötzlich niederbrausen und zusammenfliessen In unzertrennbar, wilden Wasserheerden!
Elke Laske-Schüler
|
KarinD
antwortete am 02.09.01 (08:28):
Hoffentlich hattet Ihr alle einen schönen Schlaf:
Nacht
Mit Dämmerung und Amselschlag Kommt aus den Tälern her die Nacht. Die Schwalben ruhn, der lange Tag Hat auch die Schwalben müd gemacht.
Durchs Fenster mit verhaltenem Klang Geht meiner Geige müder Strich. Verstehst du, schöne Nacht, den Sang - Mein altes Lied, mein Lied an dich?
Ein kühles Rauschen kommt vom Wald, Dass mir das Herz erschauernd lacht, Und leis mit freundlicher Gewalt Besiegt mich Schlummer, Traum und Nacht.
(Hermann Hesse)
|
Georg Segessenmann
antwortete am 02.09.01 (15:42):
Oh süsse Nacht, die Worte schweigen, mein müdes Haupt liegt schon im Bett. Doch die Gedanken tanzen Reigen, in den Ohren klingt ein Menuett.
Der Sandmann hat den Sack verloren, er selbst steht ganz verdattert da und hat bestimmt sich nun geschworen: "Dem Schorsch tret ich heut nimmer nah!"
Schorsch S.
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 02.09.01 (19:21):
Die Aepfel reifen der Ernte entgegen und ich habe dazu ein kleines, hübsches Gedicht ausgegraben:
S C H E R Z O _____________
Der Apfelbaum im Garten hängt von Früchten schwer. Wir gehen immer wieder staunend um ihn her.
Und lassen ihn noch prangen in seiner vollen Pracht, wie Sommer ihn und Sonne so wunderschön gemacht.
Den allerersten Apfel biet ich der Tochter dar, weil ihre Ur-Urmutter die Eva war.
Hermann Claudius Urenkel v.Matthias Claudius
|
Luzia
antwortete am 03.09.01 (13:47):
Heute heißt es: Noch 121 Tage bis zum Euro. Dazu etwas über Geld von<<<<< Daß unser Geld nicht bleibt gesund, hat, wenn man nachdenkt, guten Grund: Unschuldig selbst,wirds arg mißbraucht: Versoffen wirds,verlumpt,verraucht; Mit Aderlaß und Währungsschnitt spielt mancher Pfuscher bös ihm mit. Bald wird es fiebernd heiß begehrt, bald kalt verachtet,weil nichts wert. Leichtsinnig auf den Kopf gehauen, verliert es bald sein Selbstvertauen. Oft zwischen Erd und Himmel bang schwebt es, als Kaufkraftüberhang. Dann wirds gedrosselt von den Banken - der ganze Kreislauf kommt ins Wanken. Hier wirds zum Fenster nausgeschmissen, dort alle Welt mit ihm besch..... Im Kampf ums Dasein wirds zerrieben, als Steuer herzlos eingetrieben. Auch macht es glücklich nicht allein; als Mitgift kanns gar giftig sein! Man will mit ihm bestechen,schmieren - und dann solls noch die Welt regieren! Das alles,wies auch wirkt und schafft, geht schließlich über seine Kraft!!!
|
Luzia
antwortete am 03.09.01 (14:28):
Zu obigem Eintrag muß es heißen:
Dazu etwas über Geld von<< Ich weiß nicht, weshalb der Name nicht erschienen ist.
Herzlichen Gruß<
|
Luzia
antwortete am 03.09.01 (14:32):
Na, da treibt wohl jemand einen Scherz mit mir.
Eugen Roth<< muß es heißen.
Gruß Luzia
|
KarinD
antwortete am 04.09.01 (07:43):
Der Herbst läßt sich nicht mehr verleugnen, daher:
Ich sah den Wald sich färben
Ich sah den Wald sich färben, Die Luft war grau und stumm; Mir war betrübt zum Sterben, Und wußt' es kaum, warum.
Durchs Feld vom Herbstgestäude Hertrieb das dürre Laub; Da dacht' ich: deine Freude Ward so des Windes Raub.
Dein Lenz, der blütenvolle, Dein reicher Sommer schwand; An die gefrorne Scholle Bist du nun festgebannt.
Da plötzlich floß ein klares Getön in Lüften hoch: Ein Wandervogel war es, Der nach dem Süden zog.
Ach, wie der Schlag der Schwingen, Das Lied ins Ohr mir kam, Fühlt' ich's wie Trost mir dringen Zum Herzen wundersam.
Es mahnt' aus heller Kehle Mich ja der flücht'ge Gast: Vergiß, o Menschenseele, Nicht, daß du Flügel hast.
(Emanuel Geibel)
|
Gisa Ruf
antwortete am 04.09.01 (17:07):
Erst im September vernehme ich den Herzschlag des Sommers: Fall mürber Äpfel ins Gras. Erst wenn der Sommer die Dahlienpredigt hält, lassen die Gärten Insekten auf, die milde Zeit zu bestäuben und zu vermehren.
Erst wenn Zugvogelschwärme wie kräftige Hände den Himmel bergen, das Segel, unter dem die Landschaft pfeilschnell dahingrünte, dulden die Zeiger den Augenblick auf der Uhr; und das Herz, der kleine Falter Vergänglichkeit, klammert sich an die staubigen Blätter. (C.Guesmer)
|
Heidi
antwortete am 04.09.01 (22:03):
Liebe Gabriela,
Das Thema Gedichte ist "traditionsgemäß" :-) eigentlich nur für Gedichte gedacht mit maximal kleinen Randbemerkungen.
Wenn es Dir recht ist - und allen anderen auch, werde ich ein neues Thema eröffnen - Gedichte und Interpretationen - und Deine Anfrage dorthin transferieren
Dort könnte man sich dann ausführlich über Gedichte unterhalten.
Einverstanden?
Herzlichen Gruss - Heidi
|
Heidi
antwortete am 04.09.01 (22:20):
Der Beitrag von Gabriela wurde hier gelöscht und kann unter dem Thema "Gedichte und Interpretationen" nachgelesen und beantwortet werden
|
Heidi
antwortete am 04.09.01 (22:45):
Drei Gedichte von Ingeborg Kaiser
zeitlich
nicht nur zeit verliert sich alles geht verloren mit der zeit auch deine angst vor endlichem
***
im licht des abends kauern träume vom kahlschlag ortlos sehnsucht kann sterben sagen sie was dann wovon leben
***
spuren
da steht noch wein da sind noch worte wachsen spuren fließt der strom
da geht die zeit verblassen träume wächst erinnerung
da singt die sehnsucht weint das lachen kreist der vogel überm eis
Ingeborg Kaiser in "heimliches laster lyrik" eFeF-Verlag Zürich-Dortmund, ISBN 3-95493-32-2
|
KarinD
antwortete am 06.09.01 (07:33):
Guten Morgen! Vielleicht standen diese Zeilen schon mal in einer der Seiten. Bei so viel Vorrat.....
Im Nebel
Seltsam, im Nebel zu wandern! Einsam ist jeder Busch und Stein, Kein Baum sieht den andern, Jeder ist allein.
Voll von Freunden war mir die Welt, Als noch mein Leben licht war; Nun, da der Nebel faellt, Ist keiner mehr sichtbar.
Wahrlich, keiner ist weise, Der nicht das Dunkel kennt, Das unentrinnbar und leise Von allen ihn trennt.
Seltsam, im Nebel zu wandern! Leben ist Einsamsein. Kein Mensch kennt den andern, Jeder ist allein.
(Hermann Hesse)
|
Luzia
antwortete am 06.09.01 (23:01):
Hier einige schöne Verse von...))) Eugen Roth
Gutmütigkeit
Wir nennen einen Menschen gut, der, was wir von ihm möchten, tut und drum - erbost zwar oft im stillen - verzichtet auf den eignen Willen. Es sind gerade die Gefälligen, die wir mit jedem Dreck behelligen. Sie werden, weich und ungeschützt, von jedem schamlos ausgenützt. Sie wähnen sich geheilt für immer oft nach Erfahrung, allzu schlimmer; Ja, sie bekennen selber frei, daß ihre Dummheit sträflich sei. Und doch: sehn sie auch alles klar, - Gutmütigkeit ist unheilbar!! ============
Begegnung
Zwar fragen uns Bekannte stets, wenn sie uns treffen:"Na, wie gehts?" Doch warten sie so lange nie, bis wir es sagen könnten, wie. Wir stellen drum statt langer Klage, sofort die kurze Gegenfrage. Dann ziehen höflich wir den Hut und sagen beide:"Danke, gut!" Wir scheiden, ohne uns zu grollen- weil wirs ja garnicht wissen wollen. ==========
Bitte
Der Alltagsmensch ist schwer erkrankt am Leben, öd und unbedankt. Ich bitt euch herzlich: lobet ihn! Lob ist die beste Medizin.
|
Brita
antwortete am 07.09.01 (09:27):
Es gibt mich noch, ich war in Kurlaub.... Habe sehr viele schöne und interessante Beiträge vorgefunden. Wünsche allen einen guten Tag....
Blumen
Ein Mensch, erkrankt schier auf den Tod An Liebe, ward mit knapper Not Gerettet noch von einer Mimin, Die sich ihm hingab als Intimin. Noch wild erfüllt von Jubelbraus Geht er in tiefer Nacht nach Haus; Er dampft vor Dankbarkeit und Wonne, Ein jeder Stern wird ihm zur Sonne: Ha! Morgen stellt er um den Engel Gleich hundert Orchideenstengel... Er wird, und sollts ihn auch zerrütten, Das Weib mit Rosen überschütten... Nicht Rosen, nein, die schnell verwelken - Er bringt ihr einen Büschel Nelken... Sollt man nicht jetzt, im Winter nehmen Vier, drei, zwei schöne Chrysanthemen? Wie wär es, denkt er hingerissen, Mit Tulpen oder mit Narzissen? Entzückend ist ein Primelstöckchen; Süß sind des Lenzes erste Glöckchen. Doch damit, ach, ist sein Gemüt Denn auch so ziemlich abgeblüht. Er sinkt ins Bett und träumt noch innig: Ein Veilchenstrauß, das wäre sinnig...
Eugen Roth
|
Heidi
antwortete am 07.09.01 (10:45):
Erklär mir, Liebe
Dein Hut lüftet sich leis; grüßt, schwebt im Wind, dein unbedeckter Kopf hat's Wolken angetan, dein Herz hat anderswo zu tun, dein Mund verleibt sich neue Sprachen ein, das Zittergras im Land nimmt überhand, Sternblumen bläst der Sommer an und aus, von Flocken blind erhebst du dein Gesicht, du lachst und weinst und gehst an dir zugrund, was soll dir noch geschehen -
Erklär mir, Liebe!
Der Pfau, in feierlichem Staunen, schlägt sein Rad, die Taube stellt den Federkragen hoch, vom Gurren überfüllt, dehnt sich die Luft, der Entrich schreit, vom wilden Honig nimmt das ganze Land, auch im gesetzten Park hat jedes Beet ein goldner Staub umsäumt.
Der Fisch errötet, überholt den Schwarm und stürzt durch Grotten ins Korallenbett. Zur Silbersandmusik tanzt scheu der Skorpion. Der Käfer riecht die Herrlichste von weit; hätt ich nur seinen Sinn, ich fühlte auch, daß Flügel unter ihrem Panzer schimmern, und nähm den Weg zum fernen Erdbeerstrauch!
Erklär mir, Liebe!
Wasser weiß zu reden, die Welle nimmt die Welle an der Hand, im Weinberg schwillt die Traube, springt und fällt. So arglos tritt die Schnecke aus dem Haus!
Ein Stein weiß einen andern zu erweichen!
Erklär mir, Liebe, was ich nicht erklären kann: sollt ich die kurze schauerliche Zeit nur mit Gedanken Umgang haben und allein nichts Liebes kennen und nichts Liebes tun? Muß einer denken? Wird er nicht vermißt?
Du sagst: es zählt ein andrer Geist auf ihn... Erklär mir nichts. Ich seh den Salamander durch jedes Feuer gehen. Kein Schauer jagt ihn, und es schmerzt ihn nichts.
Ingeborg Bachmann
|
hl
antwortete am 07.09.01 (22:11):
Frage und Antwort
Ab und zu wenn ich mich zu tief in meiner Gedankenwelt verloren habe gehe ich hinaus ins Freie
sehe den Himmel, die Häuser, fremde Menschen um mich herum: Hier ist das Leben.
Aber: wo ist mein Leben?
Ab und zu wenn ich viele Stunden lang die Not der anderen gelindert habe gehe ich im Dunkel nach Hause
Sehe erleuchtete Fenster fremde Menschen beim Abendbrot: Hier ist das Leben.
Aber: wo ist mein Leben?
Ab und zu wenn ich nach Hause komme und an meinem Schreibtisch sitze werden die Bilder des Tages zu Worten, zum Gedicht.
Das ist mein Leben.
hl
|
KarinD
antwortete am 08.09.01 (09:53):
Huhu, Heidi!
Du hast es ja wieder gepackt: Welch ein schönes Gedicht!. Wann gibt es ein Buch von Dir?????????
Danke, und schönen Samstag von Karin.
|
Heidi
antwortete am 08.09.01 (16:40):
Ein bißchen Kitsch ;-)
Es wird Herbst
Regne, regne, Regen leise, regnest in mein Herz hinein, Sonne auf der Reise.
Wehe, wehe, Wind so kalt, rote Sommerblüten welken Blätter fallen bald,
Frage, frage, Seele frage: Wo ist Wärme, wo ist Licht? dunkel sind die Tage.
Leuchtet, leuchtet, kleine Kerzen, in der Dunkelheit: Herz wird weit.
hl
|
Rosmarie S
antwortete am 08.09.01 (17:01):
> Leuchtet, leuchtet, kleine Kerzen, > in der Dunkelheit: > Herz wird weit.
Liebe Heidi, wieso Kitsch? Ich sehe da nur viel positive Emotionalität, mit der wir versuchen, dem Dunkel eine anheimelnde Seite abzugewinnen. Lebensbewältigung sozusagen... :-))) Mir gefällt dein Gedicht sehr gut!
Herzliche Grüße Rosmarie
|
KarinD
antwortete am 08.09.01 (17:11):
Frage auch, wieso Kitsch, liebe Heidi? Ach, seufz, es ist einfach nur schön.
Sie hat es drauf, gelle ROSEMARIE? Du beschreibst es gut, wie Du H's Gedicht empfindest.
Liebe Grüße, Karin.
|
Georg Segessenmann
antwortete am 08.09.01 (18:52):
Gar vieles, das als Kitsch verachtet, ist, wenn von andrer Seit betrachtet, Kultur im besten Sinn des Wortes, und - wenn am richtigen Ort es - so geht es uns ins Herz hinein. Es muss nicht immer Goethe sein!
Herzliche Grüsse an alle DichterInnen
Schorsch
|
Heidi
antwortete am 08.09.01 (21:40):
Traum vom Geliebten (für mlB)
ich habe geträumt von meinem Geliebten es war ein schöner Traum
ich erwachte und mein Geliebter war nicht bei mir
heute nacht will ich weiter träumen vielleicht wache ich eines Tages auf und mein Geliebter ist hier
hl
Gute Nacht an alle :-)
|
KarinD
antwortete am 09.09.01 (13:48):
9. September 1918 Der 1. Weltkrieg ist zu Ende, die deutsche Republik wird ausgerufen. Der Waffenstillstand wird zwei Tage später unterzeichnet.
Die andre Möglichkeit
Wenn wir den Krieg gewonnen hätten, mit Wogenprall und Sturmgebraus, dann wäre Deutschland nicht zu retten und gliche einem Irrenhaus.
Man würde uns nach Noten zähmen wie einen wilden Völkerstamm. Wir sprängen, wenn Sergeanten kämen, vom Trottoir und stünden stramm.
Wenn wir den Krieg gewonnen hätten, dann wären wir ein stolzer Staat. Und preßten noch in unsern Betten die Hände an die Hosennaht.
Die Frauen müßten Kinder werfen. Ein Kind im Jahre. Oder Haft. Der Staat braucht Kinder als Konserven. Und Blut schmeckt ihm wie Himbeersaft.
Wenn wir den Krieg gewonnen hätten, dann wär der Himmel national. Die Pfarrer trügen Epauletten. Und Gott wär deutscher General.
Die Grenze wär ein Schützengraben. Der Mond wär ein Gefreitenknopf. Wir würden einen Kaiser haben und einen Helm statt einem Kopf.
Wenn wir den Krieg gewonnen hätten, dann wäre jedermann Soldat. Ein Volk der Laffen und Lafetten! Und ringsum wär Stacheldraht!
Dann würde auf Befehl geboren. Weil Menschen ziemlich billig sind. Und weil man mit Kanonenrohren allein die Kriege nicht gewinnt.
Dann läge die Vernunft in Ketten. Und stünde stündlich vor Gericht. Und Kriege gäb's wie Operetten. Wenn wir den Krieg gewonnen hätten zum Glück gewannen wir ihn nicht!
(Erich Kästner)
(Internet-Tipp: https://www.gedichte.de)
|
Barbara
antwortete am 09.09.01 (14:53):
hallo,kann mir jemand mitteilen wer das folgende Gedicht geschrieben hat: Es weht der Wind ein Blatt vom Baum von vielen Blättern eines. Das eine Blatt man merkt es kaum, denn eines ict ja keines, doch dieses eine Blatt allein war Teil von meinem Leben, drum wird das eine Blatt allein mie immer wieder fehlen.
|
Annemarie Florit
antwortete am 09.09.01 (17:08):
Hallo,an alle und einen schönen Sonntag .Heute möchte ich mich auch mal beteiligen.
und noch ein Gedicht......
Ich warte
Du wolltest mit mir durch den Frühling gehen, wir wollten die Blumen wachsen sehen- nur einen Tag
Du wolltest im Sommer unter den Bäumen liegen, mich in Deinen Armen wiegen - nur einen Tag.
Du wolltest mit mir durch den Herbstwald gehen, die Blätter der Bäume sich färben sehen- nur einen Tag.
Der Winter zieht ins Land, wir gehen nicht mal Hand in Hand, noch nicht mal einen Tag.
Doch es tut Dir leid, Du hast keine Zeit- nicht einen Tag.
Wir wollten der Sonne entgegen gehen, doch die Jahreszeiten ziehen so dahin - Tag für Tag.
Was bleibt ist die Hoffnung, ich warte auf den nächtsten Frühling, Tag für Tag.
Erkennst Du Dich ?
|
KarinD
antwortete am 09.09.01 (17:48):
Liebe Barbara!
Das Gedicht ist von Mascha Keleko und heißt "Über den Tod". Hier der gesamte Text:
Es weht der Wind ein Blatt vom Baum, von vielen Blättern eines. Das eine Blatt, man merkt es kaum, denn eines ist ja keines. Doch dieses eine Blatt allein, war ein Teil von unserem Leben, drum wird dies' eine Blatt allein uns immer wieder fehlen.
Vor meinem eignen Tod ist mir nicht bang, nur vor dem Tode derer die mir nah sind. Wie soll ich leben, wenn Sie nicht mehr da sind? Allein im Nebel tast ich todentlang, und lass mich in das Dunkel treiben. Das Gehen schmerzt nicht halb so wie das Bleiben. Der weiß es wohl, dem gleiches wiederfuhr. Und die es trugen mögen mir vergeben.
Bedenk: den eignen Tod, den stirbt man nur, doch mit dem Tod der andern muss man leben.
(Ich meine, es ist aus dem Buch "In meinen Träumen läutet es Sturm").
Ich hoffe, ich konnte Dir helfen!
Lieben Gruß von Karin.
|
Heidi
antwortete am 09.09.01 (19:36):
Ich singe mit dem Wind
Der Herbstwind malt Rosen auf meine Wangen gibt meinen Lippen die Glut vergangener Tage zurück
schön machst du mich, Geliebter - ich tanze mit dem Wind
Der Herbstwind umarmt mich streichelt mein Gesicht spielt mit meinen Locken hält mich in seiner Umarmung fest
geborgen fühl ich mich, Geliebter - ich treibe mit dem Wind
Der Herbstwind singt mir ein leises sanftes Lied von einer schöneren Welt weit weit entfernt von hier
schön singst du, Geliebter - ich singe mit dem Wind
Wenn im nächsten Jahr die Herbststürme toben lauscht..
hl
|
Herbertkarl Huether
antwortete am 09.09.01 (20:43):
hohe zeiten
berg im berg seitwaerts der taeler beruehrte mein mund den abdruck deines mundes der geworfen an seine gefuehle mir sagte dass es so sein muss
seh dein gesicht und erinnere mich dass du werden wolltest wie ich dir vorschlug
nehm dein liebes gesicht in meine leidendenden haende und fuehle gewissheit zu dir zu gehoeren
trete ein in den kreis der geschundenen deren anliegen gefuehl war das sie gaben an deine scham
eifere nicht an engel die jauchzend ihre ungeduld bekunden starke fesseln sind behindernd dein grund
leite an die idee des unbekuemmerten verstandes der deiner sprache des wohlbehagens entwuchs
sage wohl deiner maid um sie in zukunft zu treffen
nicht wege genug sie zu vergessen denn atmend ist sie bei mir
hkh
|
hl
antwortete am 09.09.01 (21:32):
irrationales
die seele einer frau kommt mit ihr zur welt (im gegensatz zu den männern die haben keine seele darum suchen sie sie bei den frauen)
die seele einer frau kommt mit ihr zur welt sie ist fest mit ihr verbunden (darum gelingt es dem mann niemals eine frau zu verstehen, er sieht ihre seele nicht)
die seele einer frau kommt mit ihr zur welt sie ist fest mit ihr verbunden und bestimmt ihr leben (der mann mit seinem rationalen denken wundert sich, wenn die frau irrational handelt)
die seele einer frau kommt mir ihr zur welt sie ist fest mit ihr verbunden und bestimmt ihr leben die seele einer frau argumentiert nicht sie fühlt (der mann fühlt mit seinem körper wenn die ratio ausgeschaltet ist)
manchmal verirrt sich eine seele bei der geburt in ein männliches kind sieh da, ein mann mit einer frauenseele sie sind so selten wie ein vierblättriges kleeblatt, wenn du einen findest,frau halt ihn fest
hl
|
eva
antwortete am 10.09.01 (17:41):
CATULL, römischer Lyriker zur Zeit Caesars und Ciceros, (ca. 87 - 54 v.Chr.) berühmt für seine Gedichte an seine unerwiderte Liebe Lesbia, schrieb diese Verse auf den Tod ihres Sperlings :
Lugete, o Venetes Cupidinesque et quantum est hominum venustiorum ! ...(...)
Klaget all, Aphroditen und Eroten, und ihr, die Aphrodite reich begnadet !
Tot ist er, meines Mädchens Sperling, jener Sperling, einst meines Mädchens kleiner Liebling, den sie lieber gehabt als ihre Augen; denn gar honigsüß war er, kannte seine Herrin ebensogut, wie´s Kind die Mutter, wollte nimmer von ihrem Schoße weichen, sondern hüpfte im Kreis bald dahin, dorthin, nur zu seiner Gebieterin hinzirpend.
Und nun geht er den dunklen Weg entlang, von dem noch keiner, so sagt man, wiederkehrte. Doch dir fluche ich, böse Schattenwelt des Orkus, die alles Schöne schlingt hinunter ! Den so lieblichen Sperling mir zu rauben ! O der schändlichen Tat ! O ärmster Sperling ! Du bist schuld an den Tränen meines Mädchens, die ihr röten die gramgeschwellten Äuglein !
|
Zaki Allahwala
antwortete am 10.09.01 (19:26):
Hallo! Wer kennt ein schönes Gedicht oder eine lustige oder besinnliche Rede zum 60. Geburtstag?
|
KarinD
antwortete am 10.09.01 (19:29):
Hallo, Zaki!
Macht doch entweder selber eines, oder klick unten probeweie auf den Link.
Gruß von K.
(Internet-Tipp: https://www.geburtstagsgedichte.de)
|
Brita
antwortete am 10.09.01 (19:55):
Sommerneige
Der grüne Sommer ist so leise Geworden, dein kristallenes Antlitz. Am Abendweiher starben die Blumen, Ein erschrockener Amselruf.
Vergebliche Hoffnung des Lebens. Schon rüstet Zur Reise sich die Schwalbe im Haus Und die Sonne versinkt am Hügel; Schon winkt zur Sternenreise die Nacht.
Stille der Dörfer: es tönen rings Die verlassenen Wälder. Herz, Neige dich nun liebender Über die ruhige Schläferin.
Der grüne Sommer ist so leise Geworden und es läutet der Schritt Des Fremdlings durch die silberne Nacht. Gedächte ein blaues Wild seines Pfads,
Des Wohllauts seiner geistlichen Jahre!
Georg Trakl
|
Heidi
antwortete am 10.09.01 (23:08):
An den Herbst
III
Wo sind die Frühlingslieder? Ja, wohin? Denk nicht an sie, Musik besitzt auch du — Da welken Tagen Streifenwolken blühn Und deckt ein Rot-Ton Stoppelfelder zu: Dann jammern Mücken ihren Wehgesang In Uferweiden, steigen, um sogleich Zu sinken, stirbt, lebt auf der leichte Wind; Und Lämmer blöken laut vom Bach am Hang; Busch-Heimchen singen; und nun zittert weich Der Pfiff des Rotkehlchens im Gartenreich, Da zwitschernd Schwalben in den Lüften sind.
Keats
|
KarinD
antwortete am 11.09.01 (08:33):
HEIDI, warum nur die 3. Strophe?? Es ist ein so schönes Gedicht!
BRITA, auch ich mag Trakl, wenn er auch nicht immer einfach ist. Hier hab ich auch einen:
Verklärter Herbst Gewaltig endet so das Jahr Mit goldnem Wein und Frucht der Gärten. Rund schweigen Wälder wunderbar Und sind des Einsamen Gefährten.
Da sagt der Landmann: Es ist gut. Ihr Abendglocken lang und leise Gebt noch zum Ende frohen Mut. Ein Vogelzug grüßt auf der Reise.
Es ist der Liebe milde Zeit. Im Kahn den blauen Fluß hinunter Wie schön sich Bild an Bildchen reiht - Das geht in Ruh und Schweigen unter.
Georg Trakl (1887-1914)
Gruß von Karin.
|
Herbertkarl Huether
antwortete am 11.09.01 (21:25):
zierlichkeiten
hand an haut vom anderen liebkosungen an fleisch samenter gediegenheit
atem schmiegt sich koerper herunter im zufall des gleitens gestirne ueber dein haupt
naesse der begierde wird fuehlend sichtbar zusammengehen im verstehen geloest in zentimetern
rascheln deines augenaufschlages mehr schmiegen der waerme ans verstaendliche hiersein im du
troestliches geben im zufall des empfangenen schweigen im gemeinsamen wissen um den augenblick
verstandensein im anblick des steten freuens gemeinsam empfinden und beschenkt werden
ausbreitendes einsehen im geniessen des nebeneinanders von gewollter poesie am nahsein
rieseln der wortfetzen die klar auch ohne horchen und schauen wissen um die einigkeit
nichtvergehendes behagen am beisammensein schweigsames glueck ohne zufall
gewollt und hingefuehrt zum pol der mitte gefroren im ewigen moment kristallisiert ohne vergehen
noch betaeubt vom taumel loest sich der verstand statt abseits zu stehen nimmt dem geschehnis seine tugend
straeub dich nicht deinem wollen zu folgen mahnt auch der geist durch seine uneinsichtigkeit
hkh
|
Dietlinde
antwortete am 12.09.01 (17:10):
Ein Gedanke zur Apokalypse und der Trauer um die Menschen in der USA:
Der Tod ist groß. Wir sind die Seinen lachenden Munds. Wenn wir uns mitten im Leben meinen, wagt er zu weinen mitten in uns.>>
Rainer Maria Rilke um 1900/1901
Dietlinde
|
Wolfgang
antwortete am 12.09.01 (17:59):
's ist leider Krieg (von Matthias Claudius, 1740-1815)
's ist Krieg! 's ist Krieg! O Gottes Engel wehre, Und rede Du darein! 's ist leider Krieg - und ich begehre Nicht Schuld daran zu sein!
Was sollt' ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen Und blutig, bleich und blaß, Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen, Und vor mir weinten, was?
Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten, Verstümmelt und halb tot Im Staub sich vor mir wälzten und mir fluchten In ihrer Todesnot?
Wenn tausend Väter, Mütter, Bräute, So glücklich vor dem Krieg, Nun alle elend, alle arme Leute, Wehklagten über mich?
Wenn Hunger, böse Seuch' und ihre Nöten Freund, Freund und Feind ins Grab Versammelten, und mir zur Ehren krähten Von einer Leich' herab?
Was hülf' mir Kron' und Land und Gold und Ehre? Die könnten mich nicht freun! 's ist leider Krieg - und ich begehre Nicht Schuld daran zu sein.
Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung (HSFK) Bernhard Moltmann 's ist leider Krieg - und ich begehre nicht Schuld daran zu sein - Die Friedensethik vor neuen Herausforderungen https://www.hsfk.de/deu/pub/stpkt/sp0297.htm
(Internet-Tipp: https://www.hsfk.de/deu/pub/stpkt/sp0297.htm)
|
Brita
antwortete am 12.09.01 (21:18):
Die Tränen, die ihr vergießt, sind reiner als das Lachen dessen, der Vergessen sucht, und süßer als der Hohn des Spötters. Tränen reinigen die Seele vom Brand des Hasses, und sie lehren die Menschen, den Schmerz derer zu teilen, die ein ge- brochenes Herz haben. Es sind die Tränen des Mannes aus Nazareth.
Kahlil Gibran (Ideen, 98)
|
Wolfgang
antwortete am 14.09.01 (00:54):
Auf a Antwort wartn (von Walter KRUMPER)
Manchmoi mecht i woana, woaß net warum, so vui Gedankn genga im Kopf mia rum. Mecht manchmoi 10 Sachan auf oamoi doa, fühl mi stark und doch so kloa. I füarcht mi oft, woaß net voa wem, woaß oft net recht, wos soi des Lem? Oft dura ma seiba weh mit meim Doa und kim ma oft so lächalich voa. Frog oiwei nach dem Wieso und Warum im Lem, de Antwort aba, duads nochm Lem erst gem.
|
sieghard
antwortete am 14.09.01 (14:38):
Tränen
Sie löschen das Feuer das in dir brennt
Auf Befehl der bestürzenden Sekunde rollen sie aus deinen Augen den Wangenweg herab
Keiner kann sie aufhalten
Sie fragen dich nicht um Erlaubnis
Verläßliche Salztropfen deines inneren Meers
Rose Ausländer
.
|
Ricardo
antwortete am 14.09.01 (15:21):
Dieser Satz will mir nicht aus dem Sinn, er hat mich schon immer beschäftigt und jetzt wieder.
Dies eine fühl ich und erkenn es klar, Das Leben ist der Güter höchstes nicht, Der Übel größtes aber ist die Schuld. Friedrich Schiller ( Die Braut von Messina, Schlußchor)
|
KarinD
antwortete am 14.09.01 (15:32):
O bleibe treu den Toten
O bleibe treu den Toten, Die lebend du betrübt; O bleibe treu den Toten, Die lebend dich geliebt!
Sie starben; doch sie blieben Auf Erden wesenlos, Bis allen ihren Lieben Der Tod die Augen schloß.
Indessen du dich herzlich In Lebenslust versenkst, Wie sehnen sie sich schmerzlich. Daß ihrer du gedenkst!
Sie nahen dir in Liebe, Allein du fühlst es nicht; Sie schaun dich an so trübe, Du aber siehst es nicht.
Die Brücke ist zerfallen; Nun mühen sie sich bang, Ein Liebeswort zu lallen, Das nie hinüberdrang.
In ihrem Schattenleben Quält eins sie gar zu sehr: Ihr Herz will dir vergeben, Ihr Mund vermag's nicht mehr.
O bleibe treu den Toten, Die lebend du betrübt; O bleibe treu den Toten, Die lebend dich geliebt!
(Theodor Storm)
|
KarinD
antwortete am 15.09.01 (08:28):
Sag mir, wo die Blumen sind
Sag mir, wo die Blumen sind. Wo sind sie geblieben? Sag mir, wo die Blumen sind. Was ist geschehn? Sag mir, wo die Blumen sind. Mädchen pflücken sie geschwind. Wann wird man je verstehn, wann wird man je verstehn?
Sag mir, wo die Mädchen sind. Wo sind sie geblieben? Sag mir, wo die Mädchen sind. Was ist geschehn? Sag mir wo die Mädchen sind. Männer nahmen sie geschwind. Wann wird man je verstehn, wann wird man je verstehn?
Sag mir, wo die Männer sind. Wo sind sie geblieben? Sag mir, wo die Männer sind. Was ist geschehn? Sag mir wo die Männer sind. Zogen fort, der Krieg beginnt. Wann wird man je verstehn, wann wird man je verstehn?
Sag mir, wo Soldaten sind. Wo sind sie geblieben? Sag mir, wo Soldaten sind. Was ist geschehn? Sag mir wo Soldaten sind. Über Gräber weht der Wind. Wann wird man je verstehn, wann wird man je verstehn?
Sag mir, wo die Gräber sind. Wo sind sie geblieben? Sag mir, wo die Gräber sind. Was ist geschehn? Sag mir wo die Gräber sind. Blumen wehn im Sommerwind. Wann wird man je verstehn, wann wird man je verstehn?
Sag mir, wo die Blumen sind. Wo sind sie geblieben? Sag mir, wo die Blumen sind. Was ist geschehn? Sag mir wo die Blumen sind. Blumen wehn im Sommerwind. Mädchen pflückten sie geschwind. wann wird man je verstehn?
(Max Colpet)
|
sieghard
antwortete am 15.09.01 (11:26):
Herbst - Vorboten....
Ich sah den Wald sich färben, die Luft war grau und stumm, mir war betrübt zum Sterben und wusst es kaum, warum.
Durchs Feld vom Herbstgestäude hertrieb das dürre Laub, Da dacht ich: Deine Freude ward so des Windes Raub !
Dein Lenz, der blütenvolle, dein reicher Sommer schwand, an die gefrorne Scholle bist du nun festgebannt.
Da plötzlich floss ein klares Getön in Lüften hoch: Ein Wandervogel war es, der nach dem Süden zog !
Ach, wie der Schlag der Schwingen, das Lied ins Ohr mir kam. Fühlt ichs wie Trost mir dringen zum Herzen wundersam.
Es mahnt' aus heller Kehle mich ja der flücht'ge Gast: Vergiss, o Menschenseele, nicht, dass du Flügel hast.
[Emanuel Geibel]
.
|
sieghard
antwortete am 15.09.01 (11:48):
Hallo, liebe Gedicht-FreundInnen,
mich hat das sehr betroffen gemacht, deshalb schicke ich folgendes ins Forum. Hoffentlich ist es hier am Platze.
Liebe Grüße sieghard
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
WEITERGELEITETETES MAIL
> Betreff: Lichterketten in den Fenstern > > Aufgrund des unfaßbaren Geschehens des > vergangenen Tages möchten wir mit > diesem Brief an Sie herantreten und bitten > Sie, diesen kurz durchzulesen. > Unsere stille Anteilnahme gilt in diesen > Stunden und Tagen allen Opfern > mit ihren trauernden Angehörigen. In > wenigen Sekunden hat das Leben > tausender Familien eine dramatische > Wendung genommen. Familien, mit Plänen, > Zielen und Wünschen, seit den > Vormittagsstunden des 11. September 2001 > haben alle diese keinen Bestand mehr. Mit > Worten ist dieses Leid unmöglich > auszudrücken. > Jeder von uns, JEDER!!!, kann diese Welt > ein klein wenig besser machen, > anderen Menschen ein Lichtblick sein. > Jeder nach seinen Möglichkeiten, > oftmals nur sehr bescheidenen > Möglichkeiten, die aber in der Summe eine > beachtliche Vielzahl darstellen. Dies > alles nach der Devise: Geteiltes Leid > ist halbes Leid. > Teilen wir dieses Leid! Heute, Morgen, an > einem jedem Tag. Heute hilft > es anderen, morgen eventuell DIR und MIR. > Wir möchten Sie hiermit um folgendes > bitten. > Drücken auch Sie Ihre Anteilnahme > betreffend der Geschehnisse für die > Opfer und deren Angehörige aus. Die > Anregung und Bitte hierzu lieferte uns > ein befreundetes Amerikanisches > Internetunternehmen. > Dies ginge recht einfach anhand einer > Lichterkette. > Da statistisch gesehen Samstags am Abend > die meisten Leute daheim sind, > bitten wir Sie, am kommenden Samstag, dem > 15.09.2001 ab 20:00 Uhr eine Kerze > oder ein anderes Licht in ein oder > mehreren Fenstern Ihrer Wohnung > aufzustellen. > Wir hoffen, auf diese Art unsere Städte in > Deutschland ein wenig SICHTBAR zu erhellen > und somit einmal mehr unsere gemeinsame > uneingeschränkte Anteilnahme bekunden zu > können. > Bitte leiten Sie diese Information an Ihre > Bekannten und Freunde weiter, > um somit meistmögliche Internetuser vom > Vorhaben zu informieren! > Mit freundlichen Grüßen und bestem Dank > für Ihre Unterstützung.
.
|
Erich Kästner
antwortete am 15.09.01 (13:05):
Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn? Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn? Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen! Dort stehn die Prokuristen stolz und kühn in den Bureaus, als wären es Kasernen. Dort wachsen unterm Schlips Gefreitenknöpfe. Und unsichtbare Helme trägt man dort. Gesichter hat man dort, doch keine Köpfe. Und wer zu Bett geht, pflanzt sich auch schon fort! Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will - und es ist sein Beruf etwas zu wollen - steht der Verstand erst stramm und zweitens still. Die Augen rechts! Und mit dem Rückgrat rollen! Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen und mit gezognem Scheitel auf die Welt. Dort wird man nicht als Zivilist geboren. Dort wird befördert, wer die Schnauze hält. Kennst du das Land? Es könnte glücklich sein. Es könnte glücklich sein und glücklich machen! Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen. Selbst Geist und Güte gibt’s dort dann und wann! Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen. Dort steckt ein Kind in jedem zweiten Mann. Das will mit Bleisoldaten spielen. Dort reift die Freiheit nicht. Dort bleibt sie grün. Was man auch baut - es werden stets Kasernen. Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn? Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen! (Erich Kästner)
|
Ernst Jandl
antwortete am 15.09.01 (13:07):
Im Schlaf er traf einen baum. er baute darunter sein haus. er schnitt aus dem baum einen stock heraus. der stock wurde seine lanze. die lanze wurde sein gewehr. das gewehr wurde seine kanone. die kanone wurde seine bombe. die bombe traf sein haus und riss den baum an den wurzeln aus. er stand dabei und staunte, aber auf wachte er nicht. (Ernst Jandl)
|
Georg Heym
antwortete am 15.09.01 (16:40):
Der Krieg I Aufgestanden ist er, welcher lange schlief, Aufgestanden unten aus Gewölben tief. In der Dämmrung steht er, groß und unerkannt, Und den Mond zerdrückt er in der schwarzen Hand. In den Abendlärm der Städte fällt es weit, Frost und Schatten einer fremden Dunkelheit, Und der Märkte runder Wirbel stockt zu Eis. Es wird still. Sie sehn sich um. Und keiner weiß.
In den Gassen faßt es ihre Schulter leicht. Eine Frage. Keine Antwort. Ein Gesicht erbleicht. In der Ferne wimmert ein Geläute dünn Und die Bärte zittern um ihr spitzes Kinn.
Auf den Bergen hebt er schon zu tanzen an Und er schreit: Ihr Krieger alle, auf und an. Und es schallet, wenn das schwarze Haupt er schwenkt, Drum von tausend Schädeln laute Kette hängt.
Einem Turm gleich tritt er aus die letzte Glut, Wo der Tag flieht, sind die Ströme schon voll Blut. Zahllos sind die Leichen schon im Schilf gestreckt, Von des Todes starken Vögeln weiß bedeckt.
Über runder Mauern blauem Flammenschwall Steht er, über schwarzer Gassen Waffenschall. Über Toren, wo die Wächter liegen quer, Über Brücken, die von Bergen Toter schwer.
In die Nacht er jagt das Feuer querfeldein Einen roten Hund mit wilder Mäuler Schrein. Aus dem Dunkel springt der Nächte schwarze Welt, Von Vulkanen furchtbar ist ihr Rand erhellt.
Und mit tausend roten Zipfelmützen weit Sind die finstren Ebnen flackend überstreut, Und was unten auf den Straßen wimmelt hin und her, Fegt er in die Feuerhaufen, daß die Flamme brenne mehr.
Und die Flammen fressen brennend Wald um Wald, Gelbe Fledermäuse zackig in das Laub gekrallt. Seine Stange haut er wie ein Köhlerknecht In die Bäume, daß das Feuer brause recht.
Eine große Stadt versank in gelbem Rauch, Warf sich lautlos in des Abgrunds Bauch. Aber riesig über glühnden Trümmern steht Der in wilde Himmel dreimal seine Fackel dreht,
Über sturmzerfetzter Wolken Widerschein, In des toten Dunkels kalten Wüstenein, Daß er mit dem Brande weit die Nacht verdorr, Pech und Feuer träufet unten auf Gomorrh. Georg Heym
|
Brita
antwortete am 15.09.01 (21:37):
... in dem Pieper-Bändchen "Wir fanden einen Pfad" (für Dr. Rudolf Steiner) habe ich dieses Gedicht von Christian Morgenstern gefunden...
WER VOM ZIEL NICHT WEISS, kann den Weg nicht haben, wird im selben Kreis all sein Leben traben; kommt am Ende hin, wo er hergerückt, hat der Menge Sinn nur noch mehr zerstückt.
Wer vom Ziel nichts kennt, kann's doch heut erfahren; wenn es ihn nur brennt nach dem Göttlich-Wahren; wenn in Eitelkeit er nicht ganz versunken und vom Wein der Zeit nicht bis oben trunken.
Denn zu fragen ist nach den stillen Dingen, und zu wagen ist, will man Licht erringen: wer nicht suchen kann, wie nur je ein Freier, bleibt im Trugesbann siebenfacher Schleier.
|
hl
antwortete am 16.09.01 (09:12):
ist das so?
nichts ist mehr wie es war alles ist wieder wie es war frauen weinen männer ziehen in den krieg kinder haben grosse augen alles ist wie es immer war nichts dazu gelernt?
entsetzen, trauer, furcht vorurteil, pauschaldenken ideologie statt vernunft und angst, angst, angst terror(,) macht(,) gewalt frieden wird zum fremdwort
nichts ist mehr wie es war alles ist wieder wie es war einer gibt die richtung viele laufen mit widerstand ist zwecklos? alles ist wie es immer war nichts dazu gelernt?
hl
|
sieghard
antwortete am 16.09.01 (09:57):
Christen... ... Nachfolger oder Mitläufer? Lebensretter oder Lebenszerstörer? Schenkende oder Nehmende? Kreuzträger oder Kreuziger? Solidarisch mit den Armen oder Handlanger der Täter? .
|
Wolfgang
antwortete am 16.09.01 (13:28):
Mit den Vögeln wegfliegen möchte ich jetzt. Weg vor all den hysterischen Kriegern. Dem Wahnsinn entkommen. Noch einmal den Frühling erleben. Wegfliegen. Vielleicht fliegt ja jemand mit... :-)
Am Fenster lehn ich (von THEODOR STORM)
Am Fenster lehn ich, müd verwacht. Da ruft es so weithin durch die Nacht. - Hoch oben hinter Wolkenflug Hinschwimmt ein Wandervogelzug.
Sie fahren dahin mit hellem Schrei Hoch unter den Sternen in Lüften frei.
Sie sehn von fern den Frühling blühn, Wild rauschen sie über die Lande hin.
O Herz, was ist's denn, das dich hält? Flieg mit, hoch über der schönen Welt!
Dem wilden Schwarm gesell dich zu; Vielleicht siehst auch den Frühling du!
Dann gib noch einmal aus Herzensdrang Einen Laut, ein Lied, wie es einstens klang!
|
hl
antwortete am 16.09.01 (15:11):
Noble Eagle
Flieg, Adler, flieg es ist mal wieder Krieg nobel geht die Welt zugrunde Menschheit stirbt an dieser Wunde
edel und prächtig dein Gefieder? sagst, du bringst den Frieden wieder?
Flieg, Adler, flieg Du bringst uns allen Krieg Deine Federn werden glänzen unser Blut färbt alle Grenzen
mächtig dein Ego klein dein Geist eagle for ever dein Machtbeweis
Flieg, Adler, flieg diesmal gibt es keinen Sieg nobel geht die Welt zugrunde Menschheit stirbt an dieser Wunde
hl
|
Brita
antwortete am 16.09.01 (15:46):
....Oh, Heidi - dein Gedicht sitzt... sitzt sehr gut....
Ich habe viele Gefühle in meinem Herzen, hier die esoterische Seite....etwas weltfern...
VON DER GERECHTIGKEIT
Ihr vermöget nicht, den Gerechten vom Ungerechten zu trennen, noch den Guten vom Bösen. Denn vor dem Antlitz der Sonne stehen sie beieinander, so wie der schwarze Faden und der weiße zusammen verwebt sind. Und reißt der schwarze Faden, so muß der Weber das ganze Gewebe prüfen und auch den Webstuhl untersuchen... Und wer die Schuldigen geißeln will, der forsche erst in der Brust der Beleidigten. Und wer von euch im Namen der Gerechtigkeit strafen und die Axt setzen möchte an den Baum des Übels, der prüfe erst dessen Wurzeln. Und wahrlich, er wird finden die Wurzeln des Guten und des Bösen, des Fruchtbaren und des Unfruchtbaren, dicht verflochten miteinander im stummen Schoße der Erde... Und ihr, die ihr vorgebt Gerechtigkeit zu verstehen, wie solltet ihr dessen fähig sein, so ihr nicht alle Taten betrachtet, im vollen Lichte? Erst dann werdet ihr wissen, daß der Aufrechte und Gefallene wie e i n Mensch sind, stehend im Dämmern zwischen der Nacht seines Zwergseins und dem Tag seines göttlichen Ichs, Und daß der Eckstein des Tempels nicht höher ist, als der niedrigste Stein im Fundamente.
Khalil Gibran aus "Der Prophet"
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 16.09.01 (18:55):
Von der Traurigkeit dieser Welt
Die unter uns leichten Sinnes sind, meinen, diese Welt sei eine Lustbarkeit, sie wollen ihre Frist angenehm verbringen. Aber die Erde ist kein Freilichttheater, auf dem Gottes Komödien abrollen Die Erde ist voller Hunger und Kampf, und immer gibt es Breitengrade, auf denen getötet und geschändet, auf denen verbrannt und verhungert wird, und selbst der Schnee sportlicher Lustbarkeien läßt hilflose Kreaturen erfrieren.
Zur gleichen Minute vieltausendfachen Sterbens sitzen auf erleuchteten Terrassen des Wohllebens Ahnungslose, unbeschwert Geniessende, gelangweilt an überladenen Tischen des verschonenenden Todes, der ihrer Torheit in der Ferne wartet.
Wohl ist kein Sterblicher zur Traurigkeit verdammt, und unsere kurze Zeit ist für viele gewiss eine Köstlichkeit. Doch es steht den Fröhlichen wohl an, sich da und dort zu erinnern, dass die Lust der Verschonten mit millionenfachen Toden bezahlt jedoch niemals ausgeglichen wird.
Gebhard Schuhböck.
|
Gila
antwortete am 17.09.01 (01:36):
Aus dem Koran (5:33):
Wenn jemand einen anderen Menschen tötet, so soll es sein, als hätte er die ganze Menschheit getötet; und wenn jemand einem Menschen das Leben erhält, so soll es sein, als hätte er der ganzen Menschheit das Leben erhalten.
|
Heidi
antwortete am 17.09.01 (03:00):
aus der Bibel:
Liebe Deinen Nächsten..
Du sollst nicht töten..
|
sieghard
antwortete am 17.09.01 (16:50):
Satan geht um, Der Faden rollt sich sausend ab. Minuten noch, die letzten dann, Und stäubend rieselt in sein Grab, Was einstens war ein höchstes Haus. Auf Sturmesfittichen der Feind Zertrümmert, brennt, zerstäubt, Und krachend Stein an Stein zerbrach. Mir brüht der Schweiß der tiefsten Angst Auf Stirn und Hand. Und horch, Sterbemelodie Die Glocke regt den ehern Mund. Sei gnädig ihrer, unsrer letzten Stund.
.
|
Rosmarie S
antwortete am 17.09.01 (18:39):
Ich lass den Satan außen vor, genügt doch auch der Mensch, versagend, der Liebe, Maß, Respekt verlor, nach fremdem Leben nicht mehr fragend in Hybris Weltenrächer spielt, zerstörend, tötend, tief verblendet, der wahres Menschsein nicht mehr fühlt und alte Werte umgewendet.
Lasst uns nicht auch im Hass ersticken, in Blindheit jedes Maß verliern, lasst uns besonnen näher rücken, noch Ruhe, Güte, Klarheit spür´n. Ist eignes Tun uns auch versagt, so hat doch Einfluss unser Denken. Wo Menschlichkeit aus Trümmern ragt, wird sie Entscheidungen mitlenken.
|
sieghard
antwortete am 18.09.01 (22:38):
O schaurig ists über Trümmer zu gehn, Wenn es wimmelt von Steinen und Brocken, World Trade Center Schreckensruine, Der Qualm noch spricht von dem Terror. Und vom Ufer starret Gestumpf hervor, Unheimlich nicken die Stangen, Die Menschen rennen, gespannt das Ohr, Durch geborstene Eisenträger. Hohl um den Globus sauset die Angst, Krieg oder nicht Krieg, du bangst! .
|
xxx
antwortete am 19.09.01 (11:00):
Wind verscheuchte mir die Träume, Meinen Atem fühlt' ich schwinden, Rennend aus der Nacht der Bäume Hofft' ich meinen Freund zu finden.
Aber ach, ins Rund der Felder Fiel der Wind und blies in Asche. Wolke Staubes traf mich bälder, Als er selbst mich überrasche.
Schon begann ein Rauch zu sinken. Staub verdarb mir Kleid und Haare. Tief am Morgenhimmel blinken Sah ich todgeweihte Aare.
Und ich stand und schrie mich heiser, Doch die Aare, silberprangend Flogen fort und schwanden leiser, Als mein Freund mir einst gegangen
Georg von der Vring
|
Brita
antwortete am 19.09.01 (14:25):
...zwischen diesen schönen Beiträgen ein Gebet von Mascha Kaléko....
Gebet
Herr: unser kleines Leben - ein Inzwischen, Durch das wir aus dem Nichts ins Nichts enteilen. Und unsre Jahre: Spuren, die verwischen, Und unser ganzes Sein: nur ein Einstweilen.
Was weißt du, Blinder, von des Stummen Leiden! Steckt nicht ein König oft in Bettlerschuhn? Wer sind wir denn, um richtend zu entscheiden? Uns ward bestimmt, zu glauben und zu tun. -Laß du uns wissen, ohne viel zu fragen. Lehr uns in Demut schuldlos zu verzeihn. Gib uns die Kraft, dies alles zu ertragen, Und laß uns einsam, nicht verlassen sein.
Mascha Kaléko
|
Rosmarie Vancura (Ruzenka)
antwortete am 19.09.01 (14:35):
Mut
Warum soll ich Deine ausgestreckte Hand nicht halten, mich nicht fallen lassen in die Wärme Deines Du?
Warum mein Leben nicht nach meinem Wunsch gestalten, mich froh hingeben an den goldenen Traum?
Warum nicht faul sein,Trägheit geniessen und Ruh' tapfer an sich selber denken, sich was zuzutraun?
Warum nich einfach fröhlich sein und Freude zeigen Freipass geben diesem unbekannten Wirgefühl?
Warum mich nicht einfach übers Leben neigen? Der schönen Dinge gibt es ach so viel, Mit einem Quentchen Mut und Eigensinn würde so mein Lebensrest noch zum Gewinn.
|
Herbertkarl Huether
antwortete am 19.09.01 (22:08):
kreiselnd
Dunst des grauen meeres schwadend ueber mein gewissen lichtkreuze wohlgepackt leuchtend im blick
krinolinenartige leiber horten ihr gold seufzer versuchter leidenschaften fesseln des gemuets
klage an versehrte gottheiten legen nerven von erschauern los gruenkernige wasserspiele saugen sich am haar fest
spiel der gesinnung mit trubel im gesims roete der geschlossenheit uebergangener gefuehle
verhaertete wanzen im dunst unannehmlickeiten in verspuerter haut sinne mit spinnenfingern tasten sich vor
querverbundende eindruecke von allgemeiner samtheit empfinden von beziehung ausserhalb der selbstheit
geruch an waerme verflossener gemeinsamkeiten im schweisse wuehlen in den abstaenden des zusammenseins legen des kopfes an die nichtexistierende schulter
suchender kuss und druck von lust auf annehmende lippen nahsein in der ferne
hkh
|
sieghard
antwortete am 19.09.01 (22:15):
Ein ritter so geleret was, daz er an den buochen las, swaz er dar an geschriben vant: der was Hartman genant, dienstman was er zouwe. er nam im manige schouwe an mislichen buochen: dar an begunde er suochen, ob er iht des vunde, da mitte er swaere stunde möhte senfter machen, und von so gewanten sachen, daz gotes eren töhte und da mite er sich möhte gelieben den liuten: nu beginnet er iu diuten ein rede, die er geschriben vant. dar umbe hat er sich genant, daz er siner arbeit, die er dar an hat geleit, iht ane lon belibe, und swer nach sinem libe si hoere sagen oder lese, daz er im bittende wese der sele heiles hin ze gote.
[Hartmann von Aue]
|
eva
antwortete am 20.09.01 (09:11):
Sieghard, danke für den schönen Hartmann, man sollte sich wirklich öfer die Alten ansehen. Mir ist da jetzt wieder der Stricker in die Hände gefallen, der erzählt so herr- liche Wundergeschichten. Hier ein kurzer Auszug aus dem Epos "Daniel von dem Blühenden Tal", in den Kreis der Artuslegenden gehörig, voll (unfreiwilliger ?) Komik. Hier erzählt ein Riese der Tafelrunde von den schönen Frauen im Reiche seines Königs MATUR von Cluse :
...ein vogel heizet Babian, der hant die frouwen da vil und swer sie haben wil (da enist niht widere), er hat ein solich gevidere, ich hoere die frouwen jehen daz sie sich drinne besehen als in einem spiegel oder baz. noch danne so geniezent sie sin daz : ze swelher zit die frouwen daz wetter wellent schouwen, so swebent die vogel ober in. sie hant die kunst und den sin daz sie sie vor dem sunnen vil wol beschirmen kunnen. nahtes so man slafen gat, swa der selbe vogel stat in der kemenaten, so ist man des beraten : man gesiht von ime dar inne sam eine kerze da brinne, und singet danne schone in eim so suezen done beidiu naht unde tac daz man in gerne hoeren mac. ...
Also eine Zusammenfassung von Spiegel, Sonnenschirm, Nachttischlampe und Radio - wer wollte nicht solch einen Vogel haben ??!!
|
hl
antwortete am 20.09.01 (14:44):
Horto recreamur amoeno (Im lieblichen Garten erholen wir uns)
Der habe Lust zu Würfeln und zu Karten, Der zu dem Tanz und der zum kühlen Wein. Ich liebe nichts, als was in diesem Garten Mein Drangsalstrost und Krankheitsarzt kann sein. Ihr grünen Bäume, Du Blumenzier, Ihr Haus der Reime, Ihr zwinget mir Dies Lied herfür.
Mir mangelt nur mein Spiel, die süße Geige, Die würdig ist, daß sie mit Macht erschall Hie, wo das Laub und die begrünten Zweige Am Graben mich umschatten überall, Hie, wo von weiten Die Gegend lacht, Wo an der Seiten Der Wiesen Pracht Mich fröhlich macht.
Was mir gebricht an Geld und großen Schätzen, Muß mein Gemüt und dessen güldne Ruh Durch freies Tun und Fröhlichkeit ersetzen, Die schleußt vor mir das Haus der Sorgen zu. Ich will es geben Um keine Welt, Daß sich mein Leben Oft ohne Geld So freudig hält.
Gesetzt, daß ich den Erdenkreis besäße Und hätte nichts mit guter Lust gemein, Wann ich der Zeit in Angst und Furcht genösse, Was würd es mir doch für ein Vorteil sein? Weg mit dem allen, Was Unmut bringt! Mir soll gefallen, Was lacht und singt Und Freud erzwingt.
Ihr alten Bäum' und ihr noch jungen Pflanzen, Ringsum verwahrt vor aller Winde Stoß, Wo um und um sich Freud und Ruh verschanzen, Senkt alle Lust herab in meinen Schoß. Ihr sollt imgleichen Durch dies mein Lied Auch nicht verbleichen, Solang man Blüt Auf Erden sieht.
Simon Dach (1605-1659)
|
sieghard
antwortete am 20.09.01 (15:54):
September von Erich Kästner
Das ist ein Abschied mit Standarten aus Pflaumenblau und Apfelgrün. Goldlack und Astern flaggt der Garten, und tausend Königskerzen glühn.
Das ist ein Abschied mit Posaunen, mit Erntedank und Bauernball. Kuhglockenläutend ziehn die braunen und bunten Herden in den Stall.
Das ist ein Abschied mit Gerüchen aus einer fast vergessnen Welt. Mus und Gelee kocht in den Küchen. Kartoffelfeuer qualmt im Feld.
Das ist ein Abschied mit Getümmel, mit Huhn am Spieß und Bier im Krug. Luftschaukeln möchten in den Himmel. Doch sind sie wohl nicht fromm genug.
Die Stare gehen auf die Reise. Altweibersommer weht im Wind. Das ist ein Abschied laut und leise. Die Karussells drehn sich im Kreise. Und was vorüber schien, beginnt.
.
|
KarinD
antwortete am 20.09.01 (16:11):
Liebe Heidi, SCHÖN, daß Du wieder mitschreibst!!
Hier etwas Kurzes zum Thema Frieden:
Schön ist der Friede Ein lieblicher Knabe Liegt er gelagert am ruhigen Bach Und die hüpfenden Lämmer grasen Lustig um ihn auf dem sonnigen Rasen.
(Friedrich Schiller)
Gruß von Karin.
|
hl
antwortete am 20.09.01 (16:47):
wachsam
doch die raubvögel lauern versteckt im dickicht hütet euch lämmer bleib wachsam, knabe die adler fliegen immer noch
hl
|
hl
antwortete am 20.09.01 (16:49):
Ballade des äusseren Lebens
Und Kinder wachsen auf mit tiefen Augen, Die von nichts wissen, wachsen auf und sterben, Und alle Menschen gehen ihre Wege.
Und süße Früchte werden aus den herben Und fallen nachts wie tote Vögel nieder Und liegen wenig Tage und verderben.
Und immer weht der Wind, und immer wieder Vernehmen wir und reden viele Worte Und spüren Lust und Müdigkeit der Glieder.
Und Straßen laufen durch das Gras, und Orte Sind da und dort, voll Fackeln, Bäumen, Teichen, Und drohende, und totenhaft verdorrte...
Wozu sind diese aufgebaut und gleichen Einander nie? und sind unzählig viele? Was wechselt Lachen, Weinen und Erbleichen?
Was frommt das alles uns und diese Spiele, Die wir doch groß und ewig einsam sind Und wandernd nimmer suchen irgend Ziele?
Was frommts, dergleichen viel gesehen haben? Und dennoch sagt der viel, der "Abend" sagt, Ein Wort, daraus Tiefsinn und Trauer rinnt
Wie schwerer Honig aus den hohlen Waben.
Hugo von Hofmannsthal
|
hl
antwortete am 20.09.01 (22:38):
Finale con Moto
Du hast in mir viel Lichter angezündet, mit blauen Träumen mir den Tag erfüllt, Und alles Blühen, alles Leuchten mündet Noch im Erlöschen hin zu deinem Bild.
Du kamst: Zum Garten ward das Grau der Straßen. Du kamst nicht, und der Tag hat nicht gezählt. Wie hat, allein, das Leben mich gequält. Der große Trug, den wir zu zweit vergaßen.
Es war der gleiche Sang in unserm Blut, die gleiche Saite, jäh entzweigerissen. Ein müder Klang, um den wir selbst kaum wissen, Jahrtausendalte, halberstorbne Glut.
Verwehter Ton, der noch im Klingen schweigt, Gesumm, das ohne Anfang ist und Ende. Da sich der Schatten deines Ahns dir neigt, Umfängt auch mich der Segen seiner Hände.
Stumm zu verlöschen, ist der letzte Sinn, Still fortzugehen, eh das Feuer schwindet. Du hast in mir viel Lichter angezündet...
Du sollst nicht wissen, daß ich einsam bin.
Mascha Kaleko
|
G. Segessenmann, alias Georg von Signau
antwortete am 21.09.01 (08:47):
Vergangenes schon fast vergessen; mit frischen Kräften und Elan erfreuen uns die "Alten", Kessen; so ruf ich denn: "Hurra, wohlan!" Und wurde auch manch Bock geschossen; der Kreis ist wieder fest geschlossen!
Schorsch
|
sieghard
antwortete am 21.09.01 (09:30):
"In the city of God there will be a great thunder, two big brothers torn apart by Chaos, while the fortress endures, the great leader will succumb. The third big war will begin when the city is burning"
[Nostradamus 1554 ]
.
|
Rosmarie S
antwortete am 21.09.01 (09:53):
Lieber Sieghard,
Nostradamus`Vorhersagen sind trotz vieler Versuche zeitlich nicht festzulegen. Sicher, es kann jedem überlassen bleiben, solche Vorhersagen am Hier und Jetzt festzumachen...
Ich selbst sehe aber nicht nur Gefahren in dem, was jetzt um uns geschieht, sondern auch eine sehr große Gefahr darin, Angst zu säen. Wenn wir schon mit nicht fassbaren Ebenen operieren, so ist mir dieses Gebet lieber:
Ich trau auf deine Hand, dass sie uns wohl behüte, weil alle deine Güte und Liebe uns bekannt. Und dass ein sichrer Hort das Unheil von uns wende. Herr, in deine Hände! Dies sei mein letztes Wort.
Verfasser mir unbekannt
Herzlichen Gruß Rosmarie
|
Brita
antwortete am 21.09.01 (12:58):
....euer reichhaltiges Angebot an schweren und guten Gedanken, an pfiffigen Antworten und schönen Gedichten tut gut...
Herbstanfang
Die Nachtigall in meinem Garten schweigt. Die Welt wird leer. Und auch die Geige in der Ferne Geigt nicht mehr. Der Sommer flieht. Mit jedem Tage stiller wird mein Lied.
Und jährlich trüber schleicht der Hebst sich ein, Und tiefer, tiefer, schneit der Schnee mich ein. Von Wolken schwer, Die Stirn sich neigt. Die Welt wird leer. Die Nachtigall in meinem Garten schweigt.
Mascha Kaléko
|
Luzia
antwortete am 21.09.01 (13:42):
Ende des Herbstes
von Rainer Maria Rilke
Ich sehe seit einer Zeit, wie alles sich verwandelt. Etwas steht auf und handelt und tötet und tut Leid.
Vom Mal zu Mal sind all die Gärten nicht dieselben; von den gilbenden zu der gelben langsamem Verfall: wie war der Weg mir weit.
Jetzt bin ich schon bei den leeren und schaue durch alle Alleen. Fast bis zu den fernsten Meeren kann ich den ernsten schweren verwehrenden Himmel sehn.
|
hl
antwortete am 21.09.01 (21:19):
Komm in den totgesagten park und schau: Der schimmer ferner lächelnder gestade Der reinen wolken unverhofftes blau Erhellt die weiher und die bunten pfade.
Dort nimm das tiefe gelb, das weiche grau Von birken und von buchs, der wind ist lau, Die späten rosen welkten noch nicht ganz Erlese küsse sie und flicht den kranz
Vergiss auch diese letzten astern nicht Den purpur um die ranken wilder reben Und auch was übrig blieb von grünem leben Verwinde leicht im herbstlichen gesicht
Wir schreiten auf und ab im reichen flitter Des buchenganges beinah bis zum tore Und sehen aussen in dem feld vom gitter Den mandelbaum zum zweitenmal im flore
Wir suchen nach den schattenfreien bänken Dort wo uns niemals fremde stimmen scheuchten In träumen unsre arme sich verschränken Wir laben uns am langen milden leuchten
Wir fühlen dankbar wie zu leisem brausen Von wipfeln strahlenspuren auf uns tropfen Und blicken nur und horchen wenn in pausen Die reifen früchte an den boden klopfen
Stefan George (1868-1933)
|
Herbertkarl Huether
antwortete am 21.09.01 (22:07):
ruderlos
segelt mein schiff den stuermen entgegen vorbei am riff selbstliebe im himbeerbonbonfarbenen ozean
last wurd lust noch sieht man gestalten der verschmolzenenen erinnerungen geschafftes lieben im pfuehl
beben der sinne nerven in ekstase hin noch ein blick ins schoene
erdkroetengleich schiebt sich pfahl ins herz ausbuchtungen der begierden froehnen dem saum
weit hinab den straenden der fruchtbarkeit denk ein gelingen im mittendreinsein gebeugter zoepfe
hauch vom liebenden odem fegt dein haar aus der stirn perlender schweiss dankt dem gespons fuer traechtige stunden
fahren der flaechen hinab zum zeh des grundes allweil ein seufzen bekunden verriet
so leg ich ab meine bedenken der reue und zeig der herrlichkeit meine glueckhaften augen
hkh
|
sieghard
antwortete am 21.09.01 (23:08):
Ein doppeltes Leben, Zwei Segel auf dunkelnder Flut, Sie ziehen und schweben - Sie rötet der Abend mit Glut.
Wie eins in den Winden Sich schwellt und die Schwingen bewegt, Wird gleiches Empfinden Im Wandergefährten erregt.
[C.F.Meyer]
.
|
hl
antwortete am 22.09.01 (05:09):
ruderlos
der faehrmann hat das ruder aus der hand gelegt treiben zum fernen ufer des schweigens bis der kurs sich ändert oder das boot sinkt
hl
|
hjb
antwortete am 22.09.01 (11:11):
Wie lange noch?
Wie lange noch muß ich die welt ertragen? Die Wut kocht auf beiden Seiten hoch und sie werden sich bald schlagen.
Mein Beitrag? Öfter mal ein Fluch, ein nettes Wort dann -- das gleicht aus. Doch ich bin nicht dieser welt genug, wie sie nicht mir und darum will ich raus.
Doch ist meine Schuld wohl nicht abgetragen, denn ich sehe obwohl ich nichts erkenne, höre ohne zu verstehen, spreche ohne zu sagen, und ich erfriere während ich lichterloh brenne.
Freund, wie hälst Du es mit dem Sein? Kannst Du dir die Zeit noch sinnvoll vertreiben? Willst Du in diese Welt ganz hinein und noch möglichst lange dort bleiben?
Es wäre schön, denn in meinem Schwarzen Loch, da gibt es nur sinnlos schwere Fragen, so wie die Anfangs gestellte: Wie lange noch muss ich diese Welt ertragen?
hjb
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 22.09.01 (12:12):
S e l b s t f i n d u n g __________________________
Auf dem Wege zu mir selbst sind Zweifel Unwissen Ansprüche Ungeduld die grossen Stolpersteine...
Und so wandere ich zwischen den Welten angeborene Neugier lässt mich vieles finden...
aber der Weg zu mir selbst geht mir mehr und mehr verloren
RV
|
sieghard
antwortete am 22.09.01 (13:15):
Ich war ein Vogel eine Feder war ich oder hat mich der Morgenstern getäuscht
oder war der Traum eine Schnecke in deren Haus ich mich verlor
Freund kennst du die Antwort
[Rose Ausländer 1901 - 1988]
.
|
hl
antwortete am 22.09.01 (14:43):
Unsinn und Sinn
Du suchst und suchst. Und kannst den Sinn nicht finden. Gib's auf; denn so wirst du ihn nicht ergründen. Pfeif dir ein Liedchen, träume vor dich hin, wie oft enthüllt im Un-Sinn sich der Sinn!
Mascha Kaléko
|
hl-extra
antwortete am 22.09.01 (16:01):
Für hjb und mlB
Bis zum Ende
Wir sind in diese Welt gestellt wir wurden nicht gefragt wer uns an den Fäden hält hat man uns nicht gesagt
ob schuldbeladen oder frei du musst zu Ende leben dem Schicksal ist es einerlei wonach wir streben
Wohin, woher, wofür, warum du stellst endlose Fragen Antworten gibts, mal klug, mal dumm doch keiner kann es sagen
der Sinn des Lebens ist, zu leben wenn möglich, nach dem Guten streben und kannst du lieben noch dabei bleibst du vielleicht vom hassen frei
In dunklen Tagen man nur sieht wie schön die hellen waren vielleicht bringt dir mein kleines Lied Antwort auf deine Fragen
Sieh zurück auf helle Zeiten lösch das Dunkle das dich hält Liebe kann dabei dich leiten lieb Dich selbst und lieb die Welt
hl
|
sieghard
antwortete am 23.09.01 (09:00):
Du gibst mich nicht auf.
Du lässt mich zu dir kommen, egal, wie ich bin und was ich getan habe. Du lässt mich nicht verloren gehen. Du gehst hinter mir her. Du suchst mich, bevor ich es weiß. Du wartest auf mich, wenn ich wegrenne. Du machst dich nicht groß. Du machst mich nicht klein.
So bist du Und viel mehr.
Du bist dies alles Und bist es auch nicht. Du bist mehr und anders. Es sind nur Bilder. Tastversuche zu dir hin. Du aber sprengst alle Bilder.
"Alles, was du von Gott sprichst, ist falsch."
[Meister Eckart]
.
|
eva
antwortete am 23.09.01 (09:10):
Ich habe mir den Zeh verstaucht - das hab´ich grade noch gebraucht ! Kaum glaublich, doch solch kleiner Zeh tut einfach infernalisch weh . Statt auszugehn mit alten Kumpeln muss ich jetzt durch das Leben humpeln. So sitz ich denn mit kalten Tüchern, umgeben von ´nem Haufen Büchern, auf meinem alten Kanapee und halt die Füße in die Höh ... Auch sonst gibt es nichts Heiteres : So Servus - bis auf Weiteres.
eKr ;-)
|
G. Segessenmann, alias Georg von Signau
antwortete am 23.09.01 (10:18):
Nur ein einziger Zeh tut weh? Du hast, wenn ich das richtig seh, doch der gesunden Zehen neun; d a s sollte Dich doch freun!
Geht nicht? Sei nicht von gestern und machs wie Aschenputtels Schwestern!
(;--)))))
Schorsch
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 23.09.01 (14:37):
Lichtblick ______________
Graue Wolken hängen schwer am Himmel Es ist ein düstrer, dunkler Tag. Ich muss mich zu der Arbeit zwingen, Es gibt nichts, was ich richtig mag. Eine Kinderschar taucht auf laut schreiend,quitschvergnügt und heiter und es wird mir deutlich klar: Auch dunkle Wolken ziehen weiter
RV
|
eva
antwortete am 23.09.01 (15:30):
Viele hör´ich heute klagen ob der Schlechtigkeit der Welt - nun, wir müssen sie ertragen, wenn sie uns auch nicht gefällt.
Denn die Welt, wie wir sie sehen, ist die Summe unsres Seins, das gesamte Weltgeschehen läuft zum Schluss hinaus auf Eins :
Gut und Böse wohnt beisammen eng vereint in jeder Brust; mit den anderen verdammen wir uns selber unbewusst.
Sollten wir uns nicht bemühen um den Frieden in Geduld ? Dann wird wohl auch uns verziehen, denn wir tragen alle Schuld.
Darum Schluss mit allem Klagen, tun wir ruhig unsre Pflicht statt nach Andrer Schuld zu fragen - bessre Welten gibt es nicht !
eKr
|
Rosmarie S
antwortete am 23.09.01 (17:35):
Liebe Eva,
mit deinem Gedicht "Viele hör ich heute klagen..." sprichst du mir aus der Seele! Genau diese innere Einstellung habe ich auch!
Herzlichen Dank Rosmarie
|
Brita
antwortete am 23.09.01 (18:25):
.. zum heutigen Tag muss ich auch was sagen:
...Sieghard hat viel Trost gebracht - Verletzt ist Eva's großer Zeh, Schorsch hat sogleich den Vers gemacht, dass neun der andern tun nicht weh!
Wer so viel Echtes fabriziert - Wie Rosmarie und Eva heut' Dem Anerkennung voll gebührt, Das fühlen sicher viele Leut'
bk
|
Rosmaire Vancura
antwortete am 24.09.01 (00:31):
Gleichnisse der Liebe _______________________
Meine Liebe gleicht der Schwalbe, Die zwar ihre Wohnung flieht, Aber immer wiederkehret Und von neuem ungestöret Ihr gewohntes Nest bezieht.
Meine Liebe gleicht der Blume Unbeständig grünem Haupt. Hat der Frost es gleich entblößet, Wenn der Mai das Eis zerflößet, Steht es wieder schön belaubt.
Meine Liebe gleicht dem Schatten, Der sich auf den Boden malt, Mit dem Schein des Lichts entweicht, aber schnell sich wieder zeigt, Wenn das Licht aufs neue strahlt
Johann Elias Schlegel 1719 - 1749
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 24.09.01 (00:44):
In einem Franziskanerkloster in Lyon steht folgendes zu lesen: Hüte dich ___________
Hüte dich alles zu begehren was du siehst alles zu glauben was du hörst alles zu sagen was du weisst und alles zu tun was du kannst.
|
KarinD
antwortete am 24.09.01 (09:28):
HERBSTBEGINN
Der Hirte singt zum Abendstern. Im Apfel bräunet sich der Kern. Wipfelmüd die Bäume schweigen. Nebel in die Wiesen steigen. Beere sich an Beere hängt. Zur Aster sich die Hummel drängt. Der Kern aus reifer Pflaume quoll. Ein Birnlein in die Faust mir schwoll. Ich sauge mich ins Fruchtfleisch ein, die Wange heiß vom ersten Wein. ------------------- HERBST
Vom Aste steil fällt schon die Frucht. Ein goldner Pfeil den Äther sucht. -------------------- HERBSTABEND
Ein Wandrer will den Weg sich noch erfragen. Vom Scheunentor gepfählte Käutzlein klagen.
Die Wolke auch zog ein die goldenen Ruder. Ruhst du nicht auch Liebschwesterlein? Liebbruder?
(Richard BILLINGER - "Über die Äcker". Gesammelte Gedichte [1923] Stiasny Verlag 1956)
|
G. Segessenmann, alias Georg von Signau
antwortete am 24.09.01 (09:51):
Abendlicht, die Nacht schon drängt; der Himmel voller Wolken hängt; Ruh`kehrt in unsere Herzen ein; drum lasst uns doch zufrieden sein!
Schorsch
|
sieghard
antwortete am 24.09.01 (15:51):
Die Liebe hemmet nichts; sie kennt nicht Tür noch Riegel, Und dringt durch alles sich; Sie ist ohn Anbeginn, schlug ewig ihre Flügel, Und schlägt sie ewiglich.
[Matthias Claudius 1740 - 1815] .
|
G. Segessenmann, alias Georg von Signau
antwortete am 24.09.01 (21:50):
Kinderweinen
Ich hört` ein Kindlein traurig weinen, in einer lauen Frühlingsnacht; `s kam aus dem Garten, wollt` mir scheinen, als ich aus meinem Schlaf erwacht.
Ich schlüpfte hurtig in die Hose und in Pantoffeln lief ich `naus, zerkratzte mich an einer Rose, die üppig wächst an meinem Haus.
Mit einer Lampe wohl versehen, sucht` ich nach diesem weinend Kind. Mein Herz das wird wohl nie verstehen, wie grausam manchmal Eltern sind.
Und als ich suchte in den Hecken, wo ich das Klagen wohl vernahm, da tat ein Schrei mich sehr erschrecken und meine Beine wurden lahm.
Doch statt ein Kind mit bösem Vater, der züchtend eine Rute schwang, sah ich nur `nen verliebten Kater, der seiner Katz` ein Liedchen sang!
Schorsch 1995
|
eva
antwortete am 25.09.01 (10:44):
Im heurigen Nestroy-Jahr ein Couplet aus "Lumpazivagabun- dus" - das aber nicht nur ein oberflächlicher Spass ist, sondern tiefes Missbehagen und Gesellschaftskritik an der so verharmlosten "Biedermeierzeit" ausdrückt. Es fanden in dieser vorrevolutionären Zeit tiefe Brüche in der Ge- sellschaft statt, die jedoch von einer idyllischen glatten Oberfäche verdeckt wurden. NESTROY war ein sarkastischer, aggressiver Analytiker dieser Zeit...
Es is kein Ordnung mehr jetzt in die Stern´, D´Kometen müßten sonst verboten wer´n; Ein Komet reist ohne Unterlaß Um am Firmament und hat kein´Paß, Und jetzt richt´a so a Vagabund Uns die Welt bei Butz und Stingel z`Grund; Aber lass´n ma das, wie´s oben steht, Auch unt´sieht man, daß´s auf´n Ruin losgeht. Abends´traut man ins zehnte G´wölb sich nicht hinein Vor Glanz, den sie richten´s wie d´Feentempel ein; Der Zauberer Luxus schaut blendend hervor, Die böse Fee Crida sperrt nacher s´Gwölb zur. Da wird einem halt angst und bang, Die Welt steht auf kein Fall mehr lang.
Am Himmel is die Sonn´jetzt voll Capriz, Mitten in die Hundstag´gibt´s kein Hitz´; Und der Mond geht auf so roth, auf Ehr´, Nicht anderster, als wann er b´soffen wär´. Die Millichstraßen oben, die verliert ihren Glanz´, Die Millliweiber ob´n verpantschen´s ganz; Aber lass´n ma das, herunt geht´s z´bunt, Herunt´ schon sieht man´s klar, die Welt geht z´Grund. Welche hätt´so ein g´schecketen Wickler einst mög´n, A Harlekin is ja g´rad nur a Spitzbub´dageg´n; Im Sommer tragn´s Stiefel, a´jour-Strümpf´im Schnee, Und statt Haub´n habn´s gar Backenbärt´von tull anglais. Da wird Einem halt angst und bang, I sag: D´Welt steht auf kein´Fall mehr lang.
Der Mondschein, da mög´ns einmal sag´n was woll´n, Ich find, er is auf einer Seiten g´schwolln, Die Stern wer´n sich verkühl´n, ich sag´s voraus, Sie setzen sich zu stark der Nachtluft aus. Der Sonn´ ihr Gesundheit ist jetzt a schon weg, Durch´n Tubus sieht man´s klar, sie hat die Fleck´; Aber lass´n ma das, was oben g´schiecht, Herunt´schon sieht man, ´s thut´s in d´Länge nicht. Sie hab´n Zeitungen jetzt, da das Pfennig-Magazin, Da is um ein´ Pfennig all´s Mögliche d´rin; Jetzt kommt g´wiß bald a Zeitschrift heraus, i pari´r, Da krieg´n d´Pränumeranten umsonst Kost und Quartier. Da wird einem halt angst und bang, Die Welt steht auf kein Fall mehr lang. (...)
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 25.09.01 (20:06):
DESIDERATA ____________
Wünsche aus dem Jahre 1692
Geh deinen weg ruhig Mitten in Lärm und Hast und wisse welchen Frieden die Stille dir schenkt.
Steh mit allen auf gutem Fuße, wenn es geht Aber gib dich nicht selbst auf dabei, Sage deine Wahrheit immer ruhig und klar und höre den anderen auch an.
Freue dich an deinen Erfolgen und Plänen Strebe wohl darnach weiterzukommen doch bleibe bescheiden das ist guter Besitz im wechselnden Glück des Lebens.
Sei du selber vor allem Heuchle keine Zuneigung wo du sie nicht spürst Doch denke nicht verächtlich von der Liebe wo sie sich wieder regt
Nimm den Ratschluss deiner Jahre mit Freundlichkeit an und gib deine Jugend mit Anmut zurück, wenn sie endet
Pflege die Kraft deines Gemüts damit es dich schützen kann wenn Unglück dich trifft.
Erwarte eine heilsame Selbstbeherrschung von dir im übrigen sei freundlich und sanft zu dir selbst
Lebe in Frieden mit Gott wie du ihn jetzt für dich begreifst
|
Evi
antwortete am 26.09.01 (08:19):
Desiderata kennt doch schon jeder. Steht bestimmt hier schon öfter mal drin, ODER?
|
sieghard
antwortete am 26.09.01 (08:51):
Was dir selbst verhasst ist, das mute auch einem anderen nicht zu! Betrink dich nicht; der Rausch soll nicht dein Begleiter sein. Gib dem Hungrigen von deinem Brot und dem Nackten von deinen Kleidern. Wenn du Überfluss hast, dann tu damit Gutes, und sei nicht kleinlich, wenn du Gutes tust. Such nur bei Verständigen Rat; einen brauchbaren Ratschlag verachte nicht! Preise Gott, den Herrn, zu jeder Zeit; bitte ihn, dass dein Weg geradeaus führt und dass alles, was du tust und planst, ein gu- tes Ende nimmt.
[Tobit 4,15.16.18-19] .
|
Rosmarie S
antwortete am 26.09.01 (09:10):
Hallo Evi,
sicher. Aber ich habe mich gestern riesig gefreut, Desiderata zu lesen! Du weißt doch, von guten Dingen... :-))) Im übrigen freue ich mich schon auf deinen vielleicht ja genauso tollen Beitrag?
Einen schönen Altweibersommertag, auch an alle anderen fröhlichen alten Weiber (und Männer)! Rosmarie
|
Waltraud
antwortete am 26.09.01 (09:31):
hallo alle zusammen, ich melde mich zurück, fand viele beeindruckende beiträge von euch allen, aber natürlich mußte ich erst mal lesen, lesen,lesen. Weil aber nun mal das laub schon allerorten gelb und rot verfärbt zu sehen ist, heute einige verse dazu:
Herbst
Herr es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Leg deine Schatten auf die Sonnenuhren und auf den Fluren lass die Winde los.
Befiehl den letzten Früchten voll zu sein, gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süße in den schweren Wein.
Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr, wer jetzt allein ist,wird es immer bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.
Rainer Maria Rilke
Schönen Tag für Euch alle. Ich bin trotz des Herbstes beim "Hausbauen"
Liebe Grüße
Waltraud
|
Brita
antwortete am 26.09.01 (09:40):
Bücher
Alle Bücher dieser Welt Bringen dir kein Glück, Doch sie weisen dich geheim In dich selbst zurück.
Dort ist alles, was du brauchst, Sonne, Stern und Mond, Denn das Licht, danach du frugst, In der selber wohnt.
Weisheit, die du lang gesucht In den Bücherein, Leuchtet jetzt aus jedem Blatt - Denn nun ist sie dein.
Hermann Hesse
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 27.09.01 (14:36):
Leicht bleiben ______________
für G.L.gefunden und ausgesucht
Mach es ihr nicht zu schwer - Liebe ist etwas Leichtes. Wie könnte sie sonst so hoch über die Grenzen der Welt fliegen, so anmutig und sanft die Schwerkraft der Ängste und Zweifel besiegen?
Laß uns leicht bleiben - schwere Herzen kommen nicht vom Boden los und bauen sich Luftschlößer zum Trost, in denen die Gespenster unerfüllter Sehnsüchte spuken.
Aus: Die Farben der Gefühle Liebesgedicht von Hans Kruppa ars edition
|
Rosmarie Vancura
antwortete am 30.09.01 (09:19):
Unsicherheit ______________
Ich bin mir nicht sicher... Mein Weg war nie schnurgerade und er wird es nie sein. Jch kann nicht glauben dass es so ist, weil du sagst dass es ist wie es ist.
Immer nehmen mich beide Seiten in Beschlag. Und jede Seite hat recht oder kann sich irren.
Und meine Unsicherheit zwingt mich zuzuhören, zu fragen, zu beobachten.
Und es wächst der Zwang endlich etwas zu tun damit aus Unsicherheit Sicherheit wird.
RV
|
eva
antwortete am 30.09.01 (11:45):
Wo sind denn die Teilnehmer des Gedichtforums geblieben ?? Es darf doch nicht sein, dass unserer Kriegsgeneration durch den Terroranschlag alle Lebensfreude genommen wurde !! Ich habe für diesen Nebelsonntag ein Gedicht von Theodor STORM ausgewählt (der es in seinem Leben auch nicht leicht hatte, die "gute alte Zeit" gab es nie !!), und ich hoffe, es ist der Beginn neuer Aktivität :
Oktoberlied
Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk´ ein den Wein, den holden ! Wir wollen uns den grauen Tag vergolden, ja vergolden !
Und geht es draußen noch so toll, Unchristlich oder christlich, Ist doch die Welt,die schöne Welt, So gänzlich unverwüstlich !
Und wimmert auch einmal das Herz, - Stoß an und laß es klingen ! Wir wissen doch, ein rechtes Herz Ist gar nicht umzubringen.
Der Nebel steigt, es fällt das Laub; Schenk´ ein den Wein, den holden ! Wir wollen uns den grauen Tag Vergolden, ja vergolden !
Wohl ist es Herbst; doch warte nur, Doch warte nur ein Weilchen ! Der Frühling kommt, der Himmel lacht, Es steht die Welt in Veilchen.
Die blauen Tage brechen an, Und ehe sie verfließen, Wir wollen sie, mein wackrer Freund, Genießen, ja genießen !
|
admin
antwortete am 30.09.01 (12:25):
Kapitel 17 wird archiviert und Kapitel 18 eröffnet.
Der letzte Beitrag von Eva wird dorthin übertragen.
|
|